Da war noch was…

Die Saison ist schon 7 14 21 sehr viele Tage vorbei.

Es fällt mir immer noch schwer über die letzten 10 Monate zu schreiben, immer wieder habe ich begonnen und nach ein paar Wörtern abgebrochen. Es wurde doch schon alles geschrieben. Es wurde alles von allen geschrieben. (naja, nicht so ganz, die wichtigen HSV Blogs, die ich lese, haben ebenfalls noch nichts zu der Saison geschrieben, es geht mir also nicht alleine so).

Dies wird jetzt der Versuch, mit dem allem abzuschließen. Jede Saison beginnt am ersten Spieltag und endet am Letzten. Das war bisher bei mir immer so. Ein Tag nach dem letztem Spieltag wollte ich meine Mannschaft schon wieder auf dem Rasen spielen sehen. Es gab Jahre, in denen es vielleicht 2 Tage länger dauerte, aber ich war eigentlich in der Sekunde des Abpfiffs des letzten Spiels schon wieder heiß auf die neue Saison.

Warum ist es diesmal so anders? Warum lassen mir die letzten Monate keine Ruhe?

Weil diese Saison so schwer für mich war, wie keine zuvor. Außerhalb und innerhalb des Vereins gab es so viel, was mich bewegt und krank gemacht hat, daß es eben nicht eine normale Saison für mich war. Ich bin seit 1987 HSV Fan, ich habe Abstiegskampf und das Spiel um die Meisterschaft mit bekommen. Ich stand bei Champions- und Europaleaguespielen im Stadion, habe gegen Uerdingen und Cottbus meine Mannschaft angefeuert… Aber es war noch nie so schwer wie in dieser Saison dafür die Kraft zu finden.

Dieser Blog war und ist schon immer dazu da gewesen, den Stimmen in meinem Kopf ein Ventil zu schaffen. Nun bin ich wahrlich kein gelernter Schreiber, mir fallen die Texte nicht zu, sondern ich muß sie mir hart erarbeiten. Daher habe ich immer versucht die Spielstatistik als Grundlage zu verwenden. Nur konnte ich mich dieses Jahr nicht Zahlen zurückziehen. Das war aber immer meine Rettung, mein Anker an dem ich mich orientiert habe. Wie soll man diese Saison mit Zahlen zusammenfassen?

Wie ihr mitbekommen habt, war es hier sehr still die letzten Monate. Aus Gründen habe ich mich aus den sozialen Medien zurückgezogen. Das hatte auch was mit dem HSV zu tun, aber eben nicht nur. Die Gründe sind aber privat und werden hier nicht zum Thema gemacht. Chemische und ärztliche Hilfsmittel sowie Hopfen/Gerste/Malz machen es mir jetzt möglich, den Versuch zu starten all das, was in meinem Kopf rumschwirrt, aufzuschreiben.

Dieses Blog war und ist immer meine Sicht der Dinge. Diese können völlig falsch sein, damit kann ich aber gut leben.

Zahlen. Auch dieser Saisonrückblick wird Zahlen als Basis haben.

Es bleiben nur 6 Zahlen aus dieser Saison haften bei mir: 0, 1, 3, 21, 27, 75, und >75%.

0
0-0 im Relegationsspiel zu Hause gegen Greuther Fürth.
Die Panik vor dem Spiel wurde bei mir ein wenig gelindert, weil ich geglaubt habe, daß jetzt jedem klar gewesen sein musste, wie tief wir im Sumpf fest stecken. Zu viel BlaBla von Verantwortlichen und Spielern mußte ich diese Saison ertragen, immer wieder hat man festgestellt, daß man nun wisse, worum es gehe.
Ich hatte nie das Gefühl, daß es jedem tatsächlich klar war. Dabei hätte man die Anzeichen doch wahrnehmen können. Die Ergebnisse, der bedingungslose Support der Fans, die Leistungen auf dem Platz. Aber es brauchte ein 0-0 gegen den Zweitligisten um tatsächlich mal aufzuwachen? Wahnsinn. Da ist in mir sehr viel zerbrochen. Man selber kann monatelang nicht schlafen und die Beteiligten lassen nur dumme Durchhalteparolen fallen, anstatt mal die Fresse zu halten und sich voll und ganz auf den Fußball zu konzentrieren. Was bringt einen Spieler dazu sein Verbleib beim HSV an den Strukturen des Vereins fest zu machen? Und das im Abstiegskampf? Ja, ich gucke dich an Cello! Das tat und tut richtig weh.

1
1-1. Man hat mich gefragt, was ich nach dem Abpfiff in Fürth empfunden habe. Nervenzusammenbruch beschreibt es am besten. Eigentlich sollte ich in diesem Moment aus Eigenschutz keine Gefühle mehr empfinden, aber nach dem Abpfiff bin ich in der Arena zusammen gesackt und habe bitterlich geweint. Es fiel alles ab.
T. konnte mir keinen Halt geben. Er stand neben mir und war zum Abpfiff viel zu sehr mit sich selber beschäftigt. Aber er war da. Alleine hätte ich das auch nicht überstanden. Ich wollte mich noch mal bei dir bedanken, daß du mir geholfen hast, das alles durchzustehen. Ich stehe ewig in deiner Schuld.

Auch S. will ich noch sagen, daß ich erst hinterher realisiert habe, daß du mich stützen wolltest. Ich war nur nicht komplett anwesend. Vielen Dank dennoch. Ich weiß es sehr zu schätzen.

Ich habe einmal in meinem Fußballleben eine tiefe Leere empfunden, die Leser dieses Blogs wissen, wann das war…

Aber das, was ich diese letzten Bundesligawochen empfunden habe, kann Leere einfach nicht beschreiben. Fußball war die letzten Jahre mehr als nur ein Spiel meiner Mannschaft auf dem Platz für mich. Es war Familie, Halt, Lachen, Tränen und das alles gepaart mit der besten und tollsten Mannschaft der Welt auf dem Platz. (noch mal: das ist hier meine Sicht der Dinge!) Das alles war es nicht mehr. Der Halt fiel weg, weil ich mich schützen musste, die Tränen fielen weg, weil ich sie nicht mehr weinen konnte, das Lachen war wenn nur kurz und Fußball fand auch nicht mehr statt. Jedes positive Ergebnis wurde von der Mannschaft sofort konterkariert. Es gab in dieser Saison kein Spiel, in dem ich nicht „Ja, aber…“ gedacht habe, als ich das Stadion verlassen habe. Nicht, weil ich nicht mehr an meinen HSV glaubte, nein, weil es irgendwann immer schwerer wurde, das zu tun!

[Warum ich da stehe ist nicht Bestandteil der Ausführung, es war meine Entscheidung] Ich stand bei vielen Heimspielen alleine in der Kurve im Stadion. Dieses Gefühl alleine im Stadion zu stehen, den Verein Richtung Abgrund spielen zu sehen, nein, nicht mal meinem ärgsten Feind wünsche ich das. Hölle wäre das Paradies gewesen in dieser Zeit.

Es halfen die Umarmungen vor dem Spiel, wenn es sich ergeben hatte. Danke an alle Umarmer!

Und dann rettet sich mein HSV am letzten Spieltag mit einer Niederlage in die Relegation. Relegation. 2 Spiele. Eins zu Hause, eins Auswärts.

Jeder, der die Relegation gut findet, war selber noch nicht betroffen! Was wollt ihr denn? Spektakel? Sensation? In einem selten gewordenem ruhigem Moment, könnte man sich ja mal die folgenden Relegationspartien vorstellen: VfB-KSC, FCN-Fürth, HSV-St. Adtteilverein. Eine ganze Saison komprimiert auf zwei Spiele. In der eben aufgestellten Konstellation gibt es meiner Meinung nach genug Potential für Eskalationen. Das wollt ihr wirklich?
Nein, Relegation ist was für Eventfans. Für Leute, die Spiele und Brot wollen. Alle anderen wollen klare Verhältnisse (ja, ich weiß, daß mein HSV dann zu recht abgestiegen wäre!)

Nein, die Relegation gehört abgeschafft. Und jeder, der sie weiter haben will, gehört einmal dort hin geschickt. Danach hätte ich dann gerne eine Meinung dazu.

3
Diese Saison durften wir 3 Trainer beim HSV Willkommen heißen. 3 Trainer. Okay, mit Cardosos sind es sogar 4, aber das eine Spiel lassen wir gerne in der Geschichte versumpfen. Der HSV startete mit Thorsten Fink in die neue Saison. Kontinuität war das Ziel, Entwicklung nach oben.
Aber Konstanz liegt am Bodensee und nicht in Hamburg. 6 Spiele durfte der Trainer, der den Kader für die neue Saison bestimmt hat, dabei sein. Es wurde im Pokal gewonnen (ich war gegen Schott Jena dabei, damals war noch alles gut) und in der Bundesliga einmal gewonnen (zu Hause gegen Braunschweig), einmal Unentschieden gespielt (Schalke auswärts, ich war dabei) und 3 Mal verloren (gegen die TSG, in Berlin und in Dortmund). Bei dem Kader ist das schon mal ein Fehlstart. Ich meine, der Vorstand hat gesagt, daß wir uns weiter nach vorne entwickeln wollen. Immerhin waren wir in der Saison davor nur einen Platz vom Europapokal entfernt.

Also mal eben wieder alles anders machen. Nach einem jungen, dynamischen Trainer sollte endlich mal wieder was richtig gemacht werden. Bert van Marwijk wurde verpflichtet. Ein großer Name. Was auch sonst verpflichtet man in Hamburg, wir sind doch wer! Wir machen auch ohne Geld mal eben alles anders. Wo kommen wir denn dahin, mal einen eigenen Weg zu gehen, zu schauen was bei uns im Verein so rum trainiert. Wir sind der HSV, wir kaufen eben den ehemaligen Trainer der Nationalmannschaft der Niederlande. Alles andere ist unter unserer Würde. Und das Beste ist: Wir kaufen ihm im Winter auch noch die Spieler, die er will (ja, beide waren geliehen, ich übertreibe halt ein wenig…) und jeder wundert sich, daß die beiden vielleicht gar nicht in den Kader passen. Aber egal, wir sind der HSV!

Das ging dann, huch wie unerwartet, schief und wieder mußte alles neu gemacht werden. Nur gut, daß Mirko Slomka keine Transferperiode hatte, sonst wären noch mehr Spieler geholt worden.

Und das Fazit, wenn man 3-mal den Trainer wechselt? Man steigt fast ab. Wie soll auch der Kader zur Trainerphilosophie A bei Trainer B oder gar C passen? Und im Verein kommt eh keiner auf die Idee sich mal selber zu überlegen, was genau man eigentlich will. Nun ja, kennen wir nicht anders. Wann war es mal anders? Schema A passt nicht? Keine Sorge, wir haben da noch B (Geld aus dem Fenster geworfen) und dann noch C (noch mehr Geld aus dem Fenster geworfen). Auch das ist eine Methode. Nur leider nicht, um einen Verein erfolgreich Fußball spielen zu lassen.

Ich selber hatte mir von Bert van Marwijk sehr viel erhofft, die Verpflichtung von Mirko Slomka empfand und empfinde ich immer noch als falsch. Aber ich habe auch zum Glück keine Ahnung vom Fußball.

21
Das ist die Zahl der Niederlagen in dieser Saison. 21! Wir haben alles Glück der nächsten Jahre aufgebraucht, daß wir mit der Anzahl an Niederlagen nicht abgestiegen sind.
Wisst ihr, mit ist egal, ob der HSV gewinnt oder verliert, ich werde immer hin gehen. Ich war schon oft vor Spielen nervös, weil ich nicht wußte, wie es ausgeht. Aber diese Saison hatte ich vor den Spielen pure Angst. Weil 10 Jahre stümperhaftes wirtschaften zu genau diesem Punkt geführt hat. Weil Spieler viel zu lange immer noch dachten, daß wir doch der HSV sind, bei uns geht immer alles gut. Wir sind doch ehemalige Nationalspieler, teilweise sogar aktuelle, was soll da passieren? 7 Niederlagen am Stück? Egal, morgen richten wir es. All diese Gedanken fern ab jedweder Realität haben mich fertig gemacht. Weil ich nie das Gefühl hatte, die Mannschaft weiß worum es gerade geht. Um die Mitarbeiter des HSV (Ich kenne persönlich 3, denen ging es ob der Unsicherheit ihres Arbeitsplatzes wahrlich nicht gut), um den gesamten Verein. Aber nein, selbst nach 10 Niederlagen wurde noch so geredet, als wenn alles gut ist, nur ein klitzekleines Stückchen fehlt. Mal im Ernst, alle neuen Trainer haben das Wort „Europa“ in den Mund genommen. Was fällt denen ein? Ich war so sauer, und wenn ich mir die aktuelle Entwicklung gerade anschaue, ändert sich nicht ein bisschen. Da wird Geld rausgeschleudert, welches wir nicht haben. So wie immer also.

21 Niederlagen. Der Weg ins Stadion war richtig schwer, weil man sich auf nichts mehr verlassen konnte. Da gewinnt man gegen den BVB und Bayer um dann die Punkte gegen die direkten Konkurrenten liegen zu lassen. Ich war letztes Jahr echt sauer, als alle beim Sieg gegen den BVB zu Hause von einem Freak Spiel sprachen. Jetzt kann ich es verstehen. Wie sind wir in der Lage einen so starken Gegner zu schlagen und dann gegen die direkten Konkurrenten unter zu gehen? Weil der Gegner es zugelassen hat. Meiner Meinung nach aus keinem anderen Grund. 21 Niederlagen sprechen da ihre eigene Sprache, im Grunde kann man dann nur folgern, daß wir bei den paar Siegen einfach nur Glück hatten, daß der Gegner diese zugelassen hat.

Ich will diese angespannte Vorfreude wieder empfinden, wenn ich ins Stadion gehe. Nicht mehr die pure Angst.

75
Irgendwann habe ich mein Tippspiel von der Seite genommen. Wir waren alle so naiv vor der Saison.
75 Gegentore! Das bedeutet, daß wir pro Spiel 2,2 Tore gefangen haben. Also müssen wir 2,2 Tore schießen, um wenigstens einen Punkt zu holen. Das ist doch Wahnsinn. Wieso haben wir 48 Innenverteidiger im Kader, 2 Bundesligatorhüter und bekommen 75 Gegentore?

Kennt ihr noch dieses Gefühl im Spiel, wenn man ein Tor schießt und dann voller Zuversicht in die restlichen Minuten geht? Bei der Anzahl an Gegentore konnte es dieses Gefühl die gesamte Saison nicht geben. Ja, Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein Wahnsinn.

Ich gehe davon aus, daß kein Spieler in unserem Kader stolz auf diese Leistung ist. Aber viel zu oft habe ich nicht erkennen können, daß sie etwas dagegen tun. Der Trainer läßt die Aussenverteidiger blind nach vorne rennen? Klar, machen wir mit, egal wie oft es schief geht. Links und rechts spielen aber keine blutigen Anfänger bei uns. Da erwarte ich Gegenrede! Da erwarte ich ein Aufbäumen!

Thorsten Fink brachte es auf 3 Gegentore pro Spiel, Bert van Marwijk auf 2,3 und Mirko Slomka auf 1,8. Wenigstens die Tendenz hat gestimmt. Aber sie wurde nur von super schlecht zu schlecht. Wenn du 2 Tore pro Spiel schießen mußt, um ein Spiel zu gewinnen, dann läuft gewaltig was schief.

75 Gegentore. Wahnsinn.

>75%
Wenn der obige Teil schon nicht leicht für mich war, fängt es jetzt an, richtig schwer zu werden.
Das ganze sportliche Störfeuer war schon echt beschissen, aber dann gab es den 19.01.2014. Mehr als 75% der anwesenden Mitglieder des HSV e.V. haben den Vorstand beauftragt, eine Ausgliederung auf den Weg zu bringen. Ich hatte damals vor der Abstimmung die Hoffnung, daß eine Mehrheit nicht zu Stande kommt. Meine Hoffnung wurde zerstört.

Nach der Versammlung habe ich (ist wohl ein Wesenszug von mir) sehr schwarz gesehen. Ich habe auf potentielle Risiken hingewiesen und Vermutungen über das weitere Geschehen geäußert. Einige sind davon wahr geworden (Rückzug der CFHH, Einfluß eines potentiellen Investors auf Entscheidungen im Verein zum Beispiel).

Kämpfen wollte ich weiterhin, weil ich die Idee des e.V. immer noch hervorragend finde. Der existiert schon länger als die Bundesliga. Seit 1919 um genau zu sein. Erfolge wurde mit ihm gefeiert, nicht nur im Fußball. Wir waren einer der wenigen Vereine in der Bundesliga, in der man mehr als Fan sein konnte. Genau das hat mich so an den Verein gebunden. Was sollte es sonst sein? Die Erfolge??? Ich bin seit 1987 (nach dem Pokalsieg!) HSV Fan, ich habe noch keinen einzigen Titel gewonnen. Trotzdem ist es für mich immer der beste Verein der Welt! Ich war seit 2007 auf fast jeder Mitgliederversammlung, habe Aufsichtsräte gewählt, Diskussionen zugehört und immer versucht nach besten Wissen und Gewissen zu entscheiden.

Dann kam der 25.05.2014. Schon nach der ersten Versammlung ist etwas in mir kaputt gegangen.
Aber was ich da erleben mußte hat mich zu tiefst verletzt. All die Kultur, die wir im Verein hatten, wurde mit den Füßen getreten. Das war nicht mehr mein Verein. Und nun ist er es auch nicht mehr.
Versteht mich nicht falsch, ich werde immer zum HSV gehen. Meine Dauerkarte wird jedes Jahr verlängert. Aber ich habe so wahnsinnige Angst, daß die Veränderung auch mich verändert hat, daß diese tiefe emotionale Bindung verloren gegangen ist.

Ich habe diese Saison so viele Auswärtsspiele wie noch nie besucht. Ich habe 3 Choreos gebastelt. Zu einer von denen wurden wir am Mittwoch aufgerufen und am Samstag war sie fertig. All dies tat ich, weil es mein Verein ist.

Jetzt spielt dort unten die HSV Fußball AG. Sie trägt immer noch die Raute, spielt immer noch in unserem Stadion. Aber ich habe einfach Angst, daß sie nicht das für mich sein wird, was sie früher war.

Ich werde Förderndes Mitglied der Eishockey Abteilung werden. Meine Mitgliedschaft im Supporters Club werde ich wahrscheinlich aufgeben und nur noch förderndes Mitglied des e.V. sein. Bis auf die Dauerkarte und die Biere im Stadion werde ich versuchen der HSV Fußball AG so wenig Geld wie möglich zu geben. Warum? Weil mir der e.V. weggenommen wurde. Wir sind jetzt nichts anderes als die anderen. Uns unterscheidet nur noch die Farben von anderen Vereinen.

Das ist sicher für viele Leser hier völlig in Ordnung und wird nur halb so negativ gesehen, wie von mir. Ich hoffe ich könnte das auch.

Der HSV war so viel mehr für mich als 11 Jungs mit roten Hosen und der Raute auf dem Trikot. Ich glaube so wie vor dem 25. wird es nie wieder für mich sein.

Wer mich sucht, ich werde weiterhin im Block 22C stehen und versuchen ein wenig Stimmung in die Bude zu bringen. Ich werde mich mit meiner HSV Familie auf die Spiele freuen, wir werden lachen, weinen, trauern und uns freuen.

Aber tief drinnen. Da wird es für mich anders sein.

Ich habe mit dem HSV Saisons erlebt, die ich nie vergessen werde. Aber nachhaltig verändert hat mich diese.

Fazit
Wenn endlich wieder die Bundesliga Saison losgeht, wird es hoffentlich eine ruhige Saison für uns werden. Ein gesicherter 12./13. Platz, ich würde sehr viel dafür geben. Ich würde mich freuen, wenn es neben Tah noch mehr Jungs aus der eigenen Jungend in den Profikader schaffen und freue mich auf alle Spieler, die noch zu uns stoßen werden.
Dem neuen Vorstand und Aufsichtsrat wünsche ich gutes Gelingen. Hoffentlich erfüllen sich die Erwartungen aller Ausgliederer. Ich werde im Stadion sein und mit fiebern.

Um zum Ende zu kommen: Hermann, du fehlst!

In diesem Sinne: Nur der HSV!

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23 Responses to “Da war noch was…”

  1. Sascha sagt:

    Ein sehr emotionaler, toller Text. Ich wünsche Dir so vieles, unter anderem, dass sich Deine Hoffnung auf Platz 12 oder 13 bewahrheiten wird. Auch, dass Dir Deine Familie dort oben in 22c weiterhin Kraft gibt und Dich stützt. Und selbstverständlich, dass die Mannschaft dort unten irgendwann für Dich wieder das sein wird, was sie mal war. Vor allem aber Gesundheit. Muss man Dir noch gute Besserung wünschen? Wenn ja, ist es hiermit geschehen.

  2. SvenGZ sagt:

    Ich habe mich Mittwoch sehr gefreut, als wir uns (mit viel zu wenig Zeit!) über den Weg gelaufen sind und freue mich noch mehr wieder von Dir zu lesen.
    Das was ich hier lese berürt mich wirklich und daher möchte ich hier es auch nicht zerreden.

    • nedfuller sagt:

      Ja, zu wenig Zeit!
      Wir treffen uns mal, wenn wir mehr Zeit haben.

      Zerreden? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung! Gerade mit dir konnte ich völlig wertfrei über die Veränderungen beim HSV reden, weil es für dich nicht nur schwarz und weiß, dafür oder dagegen gab.

      Oder wir machen das bei einem Bier, ganz, wie du magst.

  3. Alex (iAlexh) sagt:

    Servus aus dem Süden,

    ich wünsche Dir alles gute für die Zukunft!
    Ich wünsche Dir das der HSV (Die Mannschaft) zu dem wieder wird was er für dich einmal war!
    Weiterhin gute Besserung!

    Lg,

    Alex

    • nedfuller sagt:

      Danke.

      Das wird aber schwierig werden, die Mannschaft wird ja nicht plötzlich wieder für den HSV e.V. spielen. Dieser Weg ist für immer verbaut.

  4. Schön, dass Du wieder schreibst, freut mich.

    Ich muss Dir (das wird quasi auch von mir erwartet) natürlich bezüglich der Relegation widersprechen. Ich verspreche Dir auch, es nach einer verlorenen Relegation immer noch nicht anders zu sehen , aber da müssen wir uns ja auch nicht einig sein.

    Was mir bei Deinen Ausführungen zum Blick in die Zukunft noch fehlt nur aus Interesse: Wie stehst Du zum HFC Falke? Wohlwollendes Interesse? Aktive Unterstützung? Kein Interesse?

    • nedfuller sagt:

      Danke.

      Pffft, Eventfan! ;-)

      HFC Falke. Wenn ich nach meinem Urlaub die Zeit finde, dann blogge ich darüber.
      Um kurz zu antworten: Aktive Unterstützung, bin ein Gründungsmitglied!

  5. McHag sagt:

    Es ist schön, wieder etwas von dir zu lesen. Danke für diesen sehr persönlichen und emotionalen Text. Ich wünsche dir, dass dir die erzwungene Distanz zum HSV vielleicht gut tut. Ohren steif halten, Nase in den Wind und Nur der HSV!

  6. fschmidt77 sagt:

    21 Niederlagen! 21?! Was bin ich froh, dass Beister in der neuen Saison die Nr. 9 bekommt…
    Davon ab: Willkommen zurück, Flo! Wir haben dich vermisst! Und ja: Es war eine Höllensaison. Mein Respekt, dass du sie tatsächlich nochmal Revue passieren lässt, ich befinde mich bereits im Verdrängungsmodus…

    • nedfuller sagt:

      Danke!

      Ich habe aus belesener und gut ausgebildeter Quelle erfahren: Verdrängung bringt nichts.
      Dieser Beitrag ist auch Teil der Heilung. Klingt komisch, weil ich ihn selber gar nicht mehr lesen mag, aber es tat gut, diese Worte zu schreiben.

      Versuch es doch auch!
      Wie ich schrieb: Die für mich wichtigen HSV Blogs haben dazu noch gar nichts geschrieben!

  7. CrazyChemist sagt:

    Willkommen zurück. Der Patient HSV ist Nebensache – Hauptsache ist, dass es dir besser geht.
    Was die >75% angeht, stimme ich nicht mit Dir überein, aber das ist okay und das ist Demokratie.
    Worin ich aber trotzdem mit Dir übereinstimme, ist, dass in dieser Saison etwas kaputtgegangen ist in mir bzgl. Des HSV. Ich habe eine erstaunliche emotionale Loslösung von unserer Mannschaft hinter mir. Da ich für die AG bin, scheidet diese als Ursache aus. Es ist denke ich vielmehr der so offensichtlich nach außen getragene Distanz auch der Spieler gegenüber dem HSV (der Fußball AG, also jetzt dem Arbeitgeber gegenüber) und die komplette Konzeptlosigkeit der handelnden Führungspersonen (wie du richtig geschrieben hast seit etwa 10 Jahren), die bei mir in einem „Leck mich, dass ist nicht mehr mein Verein“ kumulierten.
    Aber wie gesagt, ich bin für die Ausgliederung und daher ist diese für mich nicht die Ursache.
    Ich würde auch nicht unbedingt die AG als den Heilsbringer ansehen, es sind für mich eher die handelnden Personen (ja, tatsächlich!), die mich mittelfristig auf eine bessere Zukunft hoffen lassen.
    Und um auf den Spediteur doch noch einmal einzugehen: nur durch 10 Jahre unkontrollierte Misswirtschaft könnte unser HSV in die Lage kommen, dass so ein Mann so hofiert werden muss. Allerdings, so denke ich zumindest, hat der HSV (die AG?) mit der Verpflichtung von Lasogga und dem Verkauf von Calhanoglu Zeichen der Stärke gegen den Spediteur gesetzt. Ich bin also milde optimistisch, auch wenn der rein sportliche Verlust von Calhanoglu natürlich schwer wiegt.

    • nedfuller sagt:

      Danke, bin auf einem schweren, aber guten Weg.

      Ist es die Distanz der Spieler bei dir?

      Seit der Valencia Geschichte und dem Weggang von DvB war mir immer klar, daß das alles nur Profis da unten sind. Klar, David Jarolim ist die Aussnahme, aber der Rest?

      Die handelnden Personen sind das Zeichen für eine gute Zukunft für dich? Das wäre schön. Wobei für mich sich dann eben nur der sportliche Erfolg ändert. Aber eben nicht die emotionale Distanz zur HSV Fußball AG.

      Klar ist der Logistik Mäzen eine Folge der Mißwirtschaft. Aber sich deswegen darauf so einlassen? Ich weiß nicht.

      Es sollen jetzt ja noch neue Leute kommen. Ich bin gespannt, wie lange die neuen Verantwortlichen dem Geldbeutel von Papa Kühne widerstehen können. Ich hoffe sehr sehr sehr sehr lange.

      • CrazyChemist sagt:

        Papa Kühne Will ja einen Gegenwert und ich denke der Franke hat trotz der Tatsache, dass er jetzt Chef einer AG ist deutlich andere Vorstellungen von diesem Gegenwert als der Logistiker.
        23 und Valencia – erinnere mich bloß nicht daran… Mich hat damals vor allem angekotzt,wie ich sich beim spielen mit Sohnemann einen Hexenschuss geholt hat. Und Calhanouglu ist für mich noch die Steigerung davon.

        Distanz: ich weiß halt nicht genau, ob meine nun 4 Jahre währende räumliche Distanz zu Hamburg (und die damit verbundenen blöden Anpfiffzeiten) meine Loslösung katalysiert haben oder ob der schleichende Verfall auf allen Kanälen (sportlich, menschlich und administrativ) eher der Motor waren. So oder so hat der HSV bei mir Kredit verloren.

  8. Sehr schöner Text.

    Den Horror der letztzen Saison dürften wohl alle HSVer ähnlich erlebt haben. Dennoch finde ich es lesenswert, wie Du das für dich in Worte packst.

    Ich verstehe, dass der e.V.-Gedanke eine zentrale Rolle für Dich (Euch) spielt (oder gespielt hat). Insofern kann ich auch nachvollziehen, dass sich die Ausgliederungsentschedung.vollkommen falsch anfühlt. Allerdings war ich immer der Meinung, dass die Ausgliederung – vollkommen unabhängig von dem, was Du, ich oder sonst wer meinten – kommen musste. Früher oder später. Schlicht weil sich der hoch kommerzielle Geschäftsbetrieb eines Profivereins eben nicht mit dem aus der Gemeinnützigkeit resultierenden Steuerprivileg vereinbaren lässt. Wäre also die Abstimmung im Mai in deinem (eurem) Sinne verlaufen, so hättet ihr nach meiner Einschätzung lediglich für ein Paar Jahre ein Pferd noch weiter reiten können, das allein schon aus steuerrechtlichen Gründen längst und definitiv zum Sterben verdammt war. Ich weiß, Du (Ihr) habt das anders eingeschätzt. Ich wage dennoch die Prognose, dass es in Deutschland bald gar keinen Profiverein mehr geben wird, der nicht ausgegliedert hat. Man kann die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs mit vielen guten Gründen kritisieren. Dass ein im Grunde längst durchkommerzialisierter Verein, und das war der HSV m.E. auch in der Rechtsform als e.V.!, keinen Anspruch auf dieses Steuerprivileg haben sollte, auch dafür gab und gibt es eben gute Argumente.

    Den Verlust an Mitbestimmungsrechten kann man beklagen. Aber, auch dies scheint mir eine im Grunde unbestreitbare Tatsache, die SC-AL hat eben auch u.a. viel zu lange eine Klientelpolitik betrieben, die längst nicht mehr dem entsprach, was ganz offensichtlich die Mehrheit der Mitglieder wollte. Man könnte also in Sachen der jetzt von Dir festgestellten Entfremdung auch argumentieren, dass es diese ebenfalls längst gab, nur eben bei anderen, nicht bei Dir/Euch. Aber klar, das hilft Dir im Moment nicht weiter.

    Schauen wir gemeinsam den neuen Entscheidern kritisch auf die Finger. Ob AG oder e.V. – das ist meine und hoffentlich auch weiter deine Mannschaft. Und am Ende ist sie nichts ohne ihre Unterstützer.

    • nedfuller sagt:

      Danke.

      Wieso schreibst du immer in Klammern eine Mehrzahl?
      Es geht hier tatsächlich sehr egoistisch nur um mich. Und ich kann auch nur für mich sprechen.

      Die Frage der Ausgliederung habe ich gerade am Anfang immer kategorisch ausgeschlossen. Durch viele Gespräche habe ich dann aber meine Meinung geändert. Ich denke auch, daß es ohne Ausgliederung nicht geht.
      Aber darum ging es in dem Beitrag gar nicht.
      So wie es jetzt gelaufen ist, damit komme ich nicht zurecht.
      Es fand keine Diskussion mehr über das Wie statt. Diese wurde nicht zugelassen. Selbst als es Anträge gab Einzelheiten zu klären, wurden diese mit einem Streich vom Tisch gewischt. Und genau das kann und will ich nicht verstehen. Da standen Abteilungsleiter auf der Bühne, die für die Ausgliederung waren, aber eben bestimmte Details zur Diskussion stellen wollten (Stichwort: Wegfall der Verwaltungspauschale, Bezahlung nach Transaktion). Da wurden echte Sorgen geäußert, die keiner mehr hören wollte.

      Ich glaube nicht, daß der e.V. in der Bundesliga aussterben wird. Aber ob dieser dann immer Erfolg haben wird, darüber kann man diskutieren.

      Wir aber hatten eine Mitbestimmung, die von 100 auf quasi 0 beschnitten wurde. Müssen wir also so wie alle anderen sein? Ich dachte, wir wollten immer der HSV sein. Und nicht austauschbar. Meiner Meinung nach sind wir das jetzt.

      Mehrheit der Mitglieder vs. SC AL. Eine nicht enden wollende Diskussion. Ja, auch ich war der Meinung, daß die AL des SC Fehler gemacht hat. Aber: Ich hatte nie das Gefühl, ich hätte dagegen nichts tun können.
      Wenn die AG jetzt beschließt, daß wir nur noch in grün-blau spielen, kann ich dagegen gar nichts tun.

  9. Olli sagt:

    Ned is back! Hab mir schon Sorgen gemacht. Leider zu recht. :(

    Ich wünsche dir und dem HSV noch weiter gute Besserung!

  10. Bernd sagt:

    Moin Ned,
    toller Text. Du sprichst mir aus dem Herzen. So wie du fühlen viele Andere.
    Über die Saison möchte ich mich nicht auslassen. Sie hat sehr viel Kraft gekostet.
    Die letzten Spiele habe ich nur noch fassungslos zugeschaut – kaum instande den Trümmerhaufen noch anzufeuern. Ich habe es trotzdem bis zum letzten Spiel in der Relegation gemacht.

    Was mich am meisten schmerzte ist die Ausgliederung. Gut, es sind nur noch Söldner auf dem Platz und die Mannschaft war letzte Saison keine mehr. Aber der HSV war seit 1980 mein Fußballverein.
    Das ist jetzt Geschichte. Gegenüber einer AG stehe ich emotionslos. Keine Demokratie, kein Mitbestimmungsrecht, es regiert nur noch das Kapital.

    Die kommende Saison bin ich noch dabei und habe wie bisher 2 Dauerkarten in Block 23A. Aber Ich weiß nicht wie es zwischen mir und dem HSV weitergehen wird…

  11. Ozmo sagt:

    Vielen Dank für diesen ehrlichen Text, Du sprichst vielen aus der Seele, auch deshalb hat Dein Blog sehr gefehlt.

    Schön wieder was von Dir zu hören, es war ja lange still, aber ich hatte immer die Hoffnung dass es wieder weiter geht.

    Auch wenn die letzte Saison wohl lange nachwirken wird, tut es bestimmt gut wenn es wieder losgeht mit Fußball und hoffentlich einem entspannten Saisonstart…

    Beste Grüße