Tagebuch, 18.01.2018

Heute morgen hatte ich einen Tweet der Minnesota Vikings in meiner Timeline.

Video unbedingt anschauen

Beim Anschauen hatte ich Tränen in den Augen. Sport ist Emotionen, ich bin sehr emotional, mich fasst sowas an. Ich wollte dann von meinen Followern wissen, welche Momente im Sport so ähnlich emotional oder gar mehr waren. Es gab sehr viele tolle Antworten, teilweise habe ich private Nachrichten bekommen. Ich mag die Leute im Internet, die mir zulesen und mir schreiben. Das war ein tolles Erlebnis.

Ich hatte versprochen meine eigenen Ereignisse zu bloggen, also lege ich mal los.

Adidas Streetball Halbfinale, Hamburg 1992

Damals war ich noch jung, genauso wie das Turnier. Ich weiß nicht mehr, wie wir davon erfahren haben, aber wir meldeten uns mit der Truppe an, die sowieso fast jeden Tag auf dem Freiplatz Basketball spielte. Zu verlieren hatten wir nichts. Mit meinen 185 cm war ich der längste im Team, spielte also Center. Genau, so klein, dennoch Center. Wir verloren auch gleich das zweite Spiel und mussten in die lucky loser Runde. Dort nahmen die anderen Gegner das alles nicht mehr so ernst und wir wurden ins Halbfinale gespült. Der Gegner, gegen wir das zweite Spiel verloren hatte, wartete dort auf uns. Das Spiel war intensiv, mein Gegenüber war größer und vor allem schwerer als ich. Ständig wurde ich ausgeblockt, ich bekam keinen Rebound. Dennoch schafften wir es das Spiel eng zu halten, es stand zum Ende der Zeit unentschieden. Wow! Das Format sah vor, dass es ein Sudden Death gab: Wir hatten den Ball, wenn wir punkten, gewinnen wir. Unfair, ja, aber uns egal, wir hatten den Ball.
Also der Angriff, wir passten den Ball zu R. (unser bester Spieler) und er setzte zu einem Wurf an. Ich wollte mich für einen Rebound bereit stellen, wurde aber wie das ganze Spiel so ausgeblockt, dass ich direkt unter dem Korb stand. Schlechte Position. Der Ball flog – und ich scherze hier wirklich nicht – und sprang einmal, zweimal, dreimal – ehrlich, ich übertreibe nicht – viermal auf den Ring, um in den Korb zu fallen. Wir hatten gewonnen. Wir Weißbrote hatten es geschafft, waren im Finale. Es gab ein T-Shirt und vor allem ein neues Paar Schuhe von adidas.

Das Finale verloren wir, weil beim Gegner der kleinste Spieler so groß wie ich war. Wir wurden vom Platz gefegt und bekamen nicht mal einen Anstandsapplaus, weil wir keine Gegenwehr leisten konnten. Uns war das egal, wir haben den Sieg mit einer Fanta gefeiert. Wir waren jung, wir wussten es nicht besser.

London, 13.09.2000

Ich war auf einer Studienreise in London und hatte Glück, dass der einzige deutsche Fernsehsender im Hotel RTL war. Das Champions League Spiel gegen Juventus Turin konnte ich also auf dem Zimmer gucken. Beim 4:3 durch Niko Kovac habe ich auf dem Bett so gejubelt, dass ich mir an dem rauen Putz der Decke die Hände blutig aufgerissen habe.

Nach dem 4:4 war die Whisky Flasche dreiviertel leer und ich fertig.
Wer hier jetzt 1983 oder 1987 erwartet hatte: Beide Spiele gesehen, aber ich war noch kein HSV Fan.

London, 29.04.2010

Als Mladen Petric zum 1:0 traf war der Traum so nah: Das Finale im eigenen Stadion war zum Greifen nah. Wir hatten tatsächlich die Chance im Finale zu stehen.

Danach war nur noch Leere. Es dauerte Tage, bis ich wieder was fühlen konnte. Es gab direkt danach ein Spiel in der Bundesliga. Ich war da, körperlich, aber mein Kopf war leer.

Hoch und Tief. Freud und Leid. So dicht beieinander. Ich musste ein paar Jahre später noch mal zum Craven Cottage um das zu verarbeiten. Jetzt ist alles gut. Es tut tatsächlich nicht mehr weh.

02.11.2010, Hamburg Barmbek

Als Brian Wilson das letzte Out warf ging ich auf den Balkon und rauchte alleine eine Zigarette. Das erste Mal seit die Giants in San Francisco sind, gewannen sie die World Series. Das erste mal seit 56 Jahren. Es fühlte sich so gut an. 2012 und 2014 waren auch gut, aber das erste Mal war so wohlig zufrieden.

Hamburg, 22.02.2014

Am 18.02.2014 verstarb Hermann Rieger. Am 20.02.2014 kam die Frage, wer helfen würde, eine Choreo für das anstehende Heimspiel zu basteln. Ich glaube wenige haben Nein gesagt. Am 21.02.2014 war ich bis 4 Uhr morgens in einer Turnhalle und klebte Gaffertape auf Plastikfolie. Ein Teil der Choreo wurde in mein Auto geladen und am nächsten Morgen war ich mit dem Auto am Stadion, was ich sonst nie gemacht habe. Aufbau, Pappen verteilen und dann schauen, wie es wirkt.

Hermann, du fehlst.
(Hier sollte jetzt noch Auswärts Fürth im Volkspark ein Thema sein. Aber ehrlich: Das ist schon wieder so weit weg, es fühlt sich nicht mehr so an wie damals.)

20.05.2017, Hamburg Altona

Das letzte Spiel der Saison. Erster gegen Zweiter, Winner takes it all. Es ist angerichtet.

Aus der Kreisliga raus, es fühlte sich alles so gut an. Unvergesslich. Drunk as hell but no throwin‘ up.

Ich hoffe es folgen weitere Momente. Vielen Dank an alle bei Twitter und Facebook, die ihre Erinnerungen mit mir geteilt haben.

In diesem Sinne

Heute vor einem Jahr.

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One Response to “Tagebuch, 18.01.2018”

  1. Lilo sagt:

    An einige Ereignisse kann ich mich gut erinnern. Schön, dass du das erlebt hast. Mama