Anfang und Ende

Es mag komisch klingen, aber ich habe nie in einem Verein Fußball gespielt. Damals, vor 32 Jahren, war ich bei einem Training des SV Havighorst dabei, aber es war Winter und wir mußten in der Halle im Kreis laufen. Ohne Ball. Als Jungspund war das der Todesstoß für meine Karriere als Fußballer. Ich habe meinem Vater erzählt (einer der Gründer des SV Havighorst), daß das nichts für mich ist.

Mein Vater prügelte mich nicht zum nächsten Training (was gut oder schlecht war/ist) und so war meine Laufbahn als Fußballer beendet, bevor sie begonnen hatte.

Das alles sollte sich am Samstag den 6.09. ändern. Mein Verein wurde eingeladen beim ersten CFHH Wanderpokal Turnier mitzuspielen. Schnell habe ich mich freiwillig als Torwart gemeldet, da diese Position auf einem Kleinfeld die wenigste Laufarbeit versprach.

Also morgens die Fußballschuhe in die Tasche, die Juniorette untern Arm und auf nach Ochsenzoll. Die ach so bösen Ultras hatten nämlich den Kunstrasenplatz auf der Paul-Hauenschild Anlage für das Turnier reserviert. Es gab Wurst, Burger, Bier und mehr, Musik von einem DJ und 19 andere Mannschaften, die heiß auf den Pokal waren. Der sah übrigens richtig gut aus. Ich habe ihn sogar anfassen dürfen, daß ist hier ja nicht wie bei der FIFA…

Schnell fanden wir uns unter der (am Morgen noch selbst gebastelteten) HFC Falke e.V. Fahne zusammen und sprachen uns ab. Um 11:15 Uhr stand das erste Spiel der Vereinsgeschichte an. Mit mir auf dem Platz. Was eine Ehre, ich war sowas von nervös.

Das erste Spiel gegen Hamburg Süd ging mit 0:4 verloren. Es gab 5 haltbare Bälle auf mein Tor und ich habe immerhin einen gehalten. Einen! Wahnsinn, was ein Gefühl! Und was ein Hühnerhaufen wir da auf dem Platz waren. Keiner wußte, wohin mit sich selbst.

Das änderte sich im zweiten Spiel, als Ingo mitspielte. Plötzlich hatten wir einen Plan, den wir umsetzen wollten und das taten wir auch. Ein nullnull sprang dabei raus, ich bekam kein Ball aufs Tor und mußte zweimal aus dem Kasten raus um die Situation entschärfen. Und ich tat es. Wahnsinn. Ein geiles Gefühl! (Den Namen des Gegners habe ich vergessen…)

Das dritte Spiel ging dann 1:1 aus, völlig legal und ohne Absprache mit dem Gegner (eine Spielgemeinschaft mit vielen Falken ;-) ). Es war so lustig. Aber egal, für die K.O. Runde wollten wir eh aus beiden Mannschaften zusammen mischen. Und beim 0:1 war ich diesmal wieder Schuld. Aber der Einsatz stimmte.

Das letzte Spiel wollten wir dann unbedingt gewinnen, um nicht auf den Gruppenersten zu treffen, das ging aber schief, 0:2 (ja, bevor ihr fragt, die beiden Bälle hätte ich halten können). Aber: Es waren zwei individuelle Fehler in der Vorwärtsbewegung, danach standen wir sicher und ich half mit, daß es nicht mehr Tore wurden.

Also ging es in die K.O. Runde gegen den Gruppenersten: Die Urban Crew aus Dänemark. Falke International schallte es über die Anlage. Herrlich. Leider mußte unser bester Spieler mit einer Zerrung raus, aber seine taktischen Anweisungen halfen uns das Spiel 1:0 zu gewinnen! Wahnsinn! (Was taktische gute Anweisung mit einem Haufen Anfänger macht. Ein Schelm wer da an den derzeitigen Trainer der AG denkt…) Da meine Leistungen in der Vorrunde im Tor schlecht waren, beorderte mich der „Trainer“ ins Feld. Ich. Feldspieler. Kinder, das hat Spaß gemacht, ich habe Räume zu gemacht, Spieler nach Außen gedrängt (Klaus, der andere richtig gute Spieler bei uns sagte mir vor dem Spiel: Dräng sie nach außen, da können sie uns nicht tun), den anstürmenden Spielern Bälle abgenommen und in den 5 Minuten Einsatzzeit alles gegeben, was in mir steckte.

Als der Schlusspfiff ertönte, stürmte ich den Platz und badete in der jubelnden Menge. Was. Ein. Gefühl! Ich habe mich so lebendig und gleichzeitig kaputt gefühlt.

Viertelfinale! Mit dem Haufen!
Es stand dann das Spiel gegen Hamsterdam an. Ein übermächtiger Gegner, 15 Minuten Spielzeit. Es stand 0:0 nach der regulären Spielzeit. 9m Schießen, drei Schützen. Der Gegner trifft, wir nicht. Marco (oder Marko?) hält den nächsten Schuß. Ich bin ehrlich, ein geileres Gefühl gab es lange nicht. Danach verschießen alle weiteren Schützen und wir scheiden aus. Klaus sagte mir beim Finale, daß es so ein richtig guter Abschied aus dem Turnier war. Das war es auch.

Das Turnier war hervorragend organisiert. Die CFHH hat sich selber übertroffen.
Ich hatte einen wundervollen Tag (die waren in den letzten Monaten echt rar), die Juniorette war glücklich, was will ich mehr.
Das Gefühl mit für meinen Verein auf dem Platz zu stehen war einmalig. Und auch letzmalig. Es wird nicht mehr vorkommen, das soll die Jugend dann tun.

Es war ein geiler Tag. Ich werde ihn nie vergessen.

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7 Responses to “Anfang und Ende”

  1. Klaas sagt:

    Toller Bericht. Hab mitgefiebert und mich über das Weiterkommen im Viertelfinale gefreut.

    Eine Frage drängt sich mir nur auf: Wenn es dir so viel Freude bereitet hat, warum willst du dann deine kurze, erfolgreiche Karriere schon wieder beenden?

    Such dir eine Truppe (egal ob in der Halle oder Draußen), die sich einfach nur zum Kicken treffen, und du wirst noch viele schöne Fußballmomente erleben.

    • nedfuller sagt:

      Man muß auf dem Höhepunkt seines Schaffens aufhören. Ich schaffe es nicht mal regelmäßig zum Baseball Training zu gehen, da wird es keine Zeit für mehr Fußball geben.

      • Herzi sagt:

        Ich halte’s da mit Klaas und würde vorschlagen einen Schritt zurückzugehen. Du musst nicht zum „Fußball-Training“ gehen. Es gibt genug Gruppen (z.B. im Stadtpark) und Vereine (Sportspaß) bei denen es nicht um Wettkampf geht, sondern nur darum mal locker miteinander zu kicken. Da muss man dann auch nicht „bei jedem Training“ dabei sein.

  2. der_tim sagt:

    Der zweite Gegner müsste die RooKiez gewesen sein.

  3. Hartmut Neumann, Vater des Verfassers sagt:

    Hallo Florian, netter Artikel. Den Verein gibt’s nicht mehr. Wurde Zwangsfusioniert mit dem Oststeinbeker SV. Seitdem bin ich auch kein Mitglied mehr. Dein Onkel (Kalli) war Jahrelang Mannschaftskapitän in Osbek (so nannten wir den anderen Stadtteilverein!) Jedesmal bekamen sie eine Abreibung. Hat ihnen gar nicht gefallen.
    Papa

  4. Hi. Kicken muß reichen. ich war mal in einem MTSV (Männer Turn und Sport Verein) Zu Halbzeit gabs diese Maurertod Bierchen. Da ich erst 14, waren meine Eltern gegen Fußball. Hab heimlich mitgespielt, bei den Männern :-) Für Winterhude Stadtpark reichte dann die hohe Schule :-)