Auswärtsspiel der ersten Mannschaft. 60 Falken kamen direkt vom Flughafen zum Spiel, es gab mal wieder eine Reise nach Manchester zum FC United of Manchester. Scheint feuchtfröhlich gewesen zu sein, so wie die Augen der Reisenden aussahen. Was mich immer wieder beeindruckt: Es waren auch Spieler dabei. Natürlich nicht die, die am Sonntag auf den Platz mussten, nein, die die am Freitag mit der Zweiten Mannschaft gespielt haben. Dieses Miteinander zwischen Fans und Spielern finde ich super, es macht richtig viel Spaß. Sicher, wir haben auch Spieler in den Reihen, die einfach nur bei Falke Fußball spielen. Das ist völlig ok. Es gibt aber genug, denen Falke eben das bedeutet, was es mir bedeutet.
Aber darüber irgendwann mal mehr.
Das Spiel ging 6-1 für Falke aus, was bei dem Platz nicht unbedingt zu erwarten war.



Der Platzwart meinte aber wohl, da so viele zahlende Zuschauer da sind, findet das Spiel statt. Nunja. Es hörte zum Glück auf zu regnen und dadurch war der Platz dann etwas bespielbarer. Mich hat das Tor von Rambo gefreut (Ich mag den Jungen einfach, ich kann nicht mal erklären warum) aber das Highlight war das Tor von Keven Herrmann. Keven spielt sonst in der zweiten Mannschaft, da sich aber ein Spieler bei der ersten verletzt hat, musste er aushelfen. Und er hat seine Chance sowas von genutzt, auch ohne Tor eine klasse Leistung.
Das gefällt mir bei Falke sehr: Vor der Saison wurde gesagt, dass die Spieler der zweiten Mannschaft so gut sind, dass erwartet wird, dass einige den Sprung in die erste Mannschaft schaffen werden. Neben Keven war es vorher bei Köksal Arslan so, der jetzt fest in der ersten spielt, aber auch andere sind immer wieder im Kader oder eben auch auf dem Platz. Ich mag das. Es gibt kein Hierarchiedenken, sondern alle sind eben Spieler beim Verein. Wenn ich hier jetzt noch Schümis Leistung als Linksverteidiger erwähne, wird es aber zu nerdig. (Er ist sonst Stürmer, musste auf der Position einspringen).
Abschließend, um nicht mit Einzelheiten zu langweilen: Es war ein schöner Sonntag Mittag auf dem Fußballplatz.
Nach dem Bundesligaspieltag wollte ich meine Meinung zu RB Leipzig schreiben. Allerdings halte ich jedes Wort, was darüber gesagt, geschrieben oder sonstwie geäußert wird, für zu viel Aufmerksamkeit für ein Konstrukt, welches ich ablehne. Da bin ich ganz bei Sven, der im Rasenfunk in der Schlusskonferenz sehr deutlich dazu Stellung bezogen hat. Und das sogar ohne auf die Phantasietransfers zwischen den RB Teams eingegangen zu sein. Aber gut, ist ja wohl wie bei Kaiserslautern: wichtig für die Region.
Sonst gab es ein super leckeres Essen: Kotelett (doppelte Rippe), Möhrengemüse und Kartoffeln. Boah, lecker. Die Beste und ich teilen unsere Leidenschaft fürs Kochen. Besser geht es nicht.
In diesen Sinne.
Tags: 20.11.2016, HFC Falke, Tagebuch
RB Leipzig ist deshalb so unangenehm, weil es in so übersteigerter Form – wie unter einem Brennglas – die Mechanismen des Markts offenlegt und uns unserer Illusionen beraubt: Es zählt nicht mehr die Tradition, nurmehr der Kommerz. Die Tradition wird letztlich nur als Marke ausgebeutet: RB Leipzig wirkt da wie die Versuchsanordnung eines wissenschaftlichen Modells, das sich nur allzu leicht auf die Wirklichkeit übertragen läßt.
Tradition ist eh so ein Begriff.
Falke hat überhaupt gar keine Tradition. Ist sogar jünger als RB Leipzig.
Hinter Tradition verstecken sich doch immer genau die Mannschaften, die nichts auf die Kette bekommen.
Und in 100 Jahren hätte RB Leipzig auch Tradition, wobei ich nicht daran glaube, dass die so lange dabei bleiben werden.
Stimmt völlig – siehe Hoffenheim: Was war das für ein Aufruhr, als die von Hopp künstlich hochgelevelt wurden! Und jetzt? Kräht kein Hahn mehr danach. Überdies glaube ich, dass die Geldgeber von Dortmund, Bayern, Hamburg, Wolfsburg, Schalke, Leverkusen und Co. kaum hehrere Ziele verfolgen als der Dosenmeister aus Österreich – man will die Marke positionieren und fertig.
Ich meine man kann RB Leipzig mit keinem Club in der Liga (den Ligen) vergleichen, weil es nicht um Fußball geht, sondern um den Verkauf von Dosen. Hopp will kein SAP verkaufen, Kühne keine Speditionsdienstleistung, Bayer und VW wollen ihre Marke besser darstellen, ja, aber der Club wurde nicht deswegen gegründet.
RB ist in vielen Dingen so weit weg von den dir genannten Clubs: Es ist nicht vergleichbar.
RB Leipzig ist schon ein besonders gelagerter Fall, gewissermaßen alles generalstabsmäßig zu planen und einen Verein zu gründen und mit recht dubiosen Methoden dafür zu sorgen, dass sich die Mehrheiten nicht verschieben etc. Aber die prinzipiellen Mechanismen finden sich andernorts auch. Etwa Leverkusen ist sehr gut mit RB Leipzig vergleichbar: Man engagierte sich dort wohl (?) ausschließlich, um die Marke zu plazieren (und das ganz offen im Namen des Vereins, nicht versteckt wie bei den Dosenmeistern). Man hat mit einer Ausnahmeregelung (die im Übrigen auch Wolfsburg und Hoffenheim trifft) die Mehrheit. Und ohne Bayer gäbe es wohl keinen hochklassigen Fußball in Leverkusen. Mir scheint, der Verein wurde ausschließlich aus Marketingüberlegungen heraus unterstützt – und sollte das nicht die ursprüngliche Absicht gewesen sein, bin ich mir zumindest relativ sicher, dass es die aktuelle Intention darstellt. Überlege Dir, was die Leute sagen würden, so Bayer sich erst jüngst in Leverkusen engagierte! Würden sie behaupten, dass es um Fußball gehe? Wie gesagt: RB Leipzig ist in der Genese sicher ein schlecht zu vergleichender Sonderfall (wirklich ein Sonderfall oder öffnete schon Hoffenheim die Büchse der Pandora?), der Verein legt aber einen Finger in eine offene Wunde – es ist schlicht ein Business geworden und den Geldgebern geht es wohl nicht um Fußball (mein Heimatverein Jahn Regensburg spielt in der Continental-Arena…). Ich sage beileibe nicht, dass diese Entwicklung gut sei, ich finde aber die meisten Kritiker dieses Projekts mehr als naiv – von der ursprünglichen zweckfreien Freude am Spiel (wie man es etwa bei Falke findet…) ist schon seit langem nichts mehr übriggeblieben (woran wir Zuschauer wohl alles andere als unschuldig sind, schließlich dürften sich bei Falke etwas weniger Zuschauer tummeln als beim HSV [allerdings nur unwesentlich weniger als bei Bayer Leverkusen :-)]): So wie sich die Dinge entwickelten, kommen Hoffenheim oder RB Leipzig beileibe nicht überraschend – sie stellen nur eine neue Eskalationsstufe der Kommerzialisierung und des Geldumlaufs dar (an die man sich genauso gewöhnen wird, wie das bei den anderen Stufen der Fall war; in den 1960er-Jahren gab es mal einen Skandal, als ein Karlsruher Spieler nach Schalke transferiert wurde und dafür ein Handgeld von 2.500 Euro erhielt; und es bedeutete 1973 einen Affront, als Eintracht Braunschweig eine Trikotwerbung einführte).
In Deutschland sieht es durch die „50+1-Regel“ sogar noch recht positiv aus: Man muss nur nach England schauen, um zu sehen, was da schieflaufen kann. Irgendwann werden wir wohl eine ähnliche „Franchise-Mentalität“ wie in den USA haben – im Übrigen regen wir uns dort – gerade als Baseballfans – über derlei nicht auf (auch wenn ich natürlich zugeben muss, dass sich dort diese Franchise-Mentalität gewissermaßen ähnlich tradiert hat wie bei uns die identitätsstiftenden Vereine). Der Dosenmeister (der den Hoffenheimer Weg vermutlich genau studierte) ist der nächste logische Schritt in der Vermarktungskette – um zu vermeiden, sich mühsam in einen Verein einkaufen zu müssen, keinerlei oder wenig Mitsprache-Recht zu haben und sich die Marke auch noch mit anderen teilen zu müssen: Ich fürchte, es werden neben Software und Dosen noch andere Perlen der großen weiten Warenwelt in der Bundesliga auftauchen…
Bei Leverkusen und Wolfsburg denke ich auch, dass jetzt der einzige Zweck ist die Marke zu stärken, oder bei Bayer sogar ein Profil zu geben.
Dennoch ist es bei RB anders gestrickt. Die scheren sich nicht um 50+1 sondern besetzen einfach den e.V. mit ihren Leuten. Das ist furchtbar klug, hat aber eben nichts mit meiner Vorstellung von Verein zu tun.
Kommerzialisierung ist nicht mal das Thema. Das machen sie eh alle. Sogar Falke hat Merchandising um Geld einnehmen zu können. So ein Spielbetrieb kostet auch in der Kreisliga Geld.
Was ich viel spannender finde: Wenn RB plötzlich in der internatiol wichtigeren Premiere League einsteigen sollte, passiert mit dem Standort Leipzig das gleich wie mit dem Standort Salzburg?
In der Tat: Der Dosenverein hat wenig mit einem Verein zu tun und überspitzt einen allgemeinen Trend, der weg von den Vereinsstrukturen hin zu Unterhaltungsunternehmen führt. Zumindest die Mitglieder sind den meisten Verantwortlichen schon eher lästig…
Das ist ein interessanter Aspekt, den Du da weiters aufwirfst: Was passiert mit Leipzig, so der Dosenmeister in die Premier-League will? Und das will er sicher…