Tagebuch, 06.01.2017

Essen mit der Familie. Also Muddern ruft schreibt um 14:44 Uhr eine WhatsApp Nachricht, dass die Familie sich um 17 Uhr beim Chinesen in Wohltorf trifft.

Rentner.
Googlet mal Wohltorf und Barmbek, dass liegt nicht auf dem Weg von meiner Arbeit in Norderstedt. Nein. Und zumal ich am Freitag bis 17 Uhr arbeiten muß. Das macht man mal eben nicht spontan, das muss geplant werden. Ich bin keine 25 mehr, so spontan ist halt auch nicht

Nunja, Vaddern kämpft gegen den Scheißarschlochkrebs und ich bin jetzt nicht der Vorzeigesohn, also macht man dann halt mal früher Feierabend. Okay, Stopp. Das klingt gerade sehr undankbar, so respektlos. So ist es nicht gemeint. Mein Vater und ich haben keine Jeden Tag Beziehung, keine, wir rufen uns ständig an, wir wissen voneinander wie es geht und sind ständig beieinander, Beziehung. Mein Vater ist eben mein Vater. Den sucht man sich nicht aus, aber ich würde ihn sofort aussuchen. Er ist aber eben eben wie er ist. Und ich bin wie ich bin. Das Band zueinander ist eben da. Ach herrje, es ist halt Familie, wie soll man das beschreiben? Ohne dass es gleich als Vorwurf oder als Ausrede ausgelegt wird. Familie ist eben da. So.

Natürlich versteht mich die Beste sofort. Es braucht keinen Erklärung, warum mir das gerade wichtig ist, nein, es wird nur geklärt, wie und wann wir uns treffen. Puh, auch das liest sich gerade so, wie ich es nicht meine. Sie weiß halt, was mir gerade wichtig ist und plant dann eben mit mir. Das ist niemals ein Befehl, nichts, was sie tun musss.

Also zurück zum Thema. Wir waren also Essen. Im Westseepalast in Wohltorf. Draußen, weit weg von zu Hause.

Es war ein Tag nachdem ich meinem Vater erzählt habe, dass die Beste mich tatsächlich heiraten will. Es war ein Tag nachdem ich erfahren habe, dass mein Vater nicht ohne Hilfe aus der Schweiz zurück nach Hamburg gekommen ist. Es war also besonders. Weil es eben kompliziert schön und schwierig gut hier in der Familie ist. Weil es eben Familie ist. Das ist niemals einfach. Aber zurück zum Text, es war schön. Es war wie früher beim Chinesen, wie damals. Nur nicht so lecker, heute kenne ich Lieferdienste, die das Essen besser an die Haustür bringen. Aber es war eben unser Chinese, zu dem wir jetzt schon locker 40 Jahre zum Essen gehen, bei dem ich früher immer Schweinefleisch Süß-Sauer und mein Stiefbruder das mit Cashewkernen (die Nummern der Gerichte kann ich leider nicht mehr auswendig) gegessen habe. Wo es eine Frühlingsrolle vorweg gab und mein Vater mit Mr. Newman angesprochen wurde. Vaddern ist aber eben nach oder während der „ich kann es echt nicht mehr zählen“ Chemo eben nicht mehr der Fels in der Brandung, der allem trotzt. Sondern eben ein Mensch um den ich mir Sorgen mache, der mir das leider immer viel zuspät mitteilt, obwohl wir das anders machen wollten. Aber es ist eben mein Vater. Eben.

Es war ein schöner Abend. Ich habe wieder diese Spur gelegt bekommen, dass mein Opa beim FSV Frankfurt Fußball gespielt hat, damals vorm Krieg, aber das sind alte Geschichten. Ich werde diese Spur irgendwann mal verfoglen. Alles sehr verwirrt und sehr spät heute Abend. Das tut mir leid, es gab aber auch viel zu erzählen. Heute. An einem normalem Freitag.

In diesem Sinne

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2 Responses to “Tagebuch, 06.01.2017”

  1. MagicMichael sagt:

    Schweinefleisch süß-sauer hatte die Nummer 51 und das mit Cashew-Kernen dürfte Nummer 121 „Huhn“ gewesen sein.