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Traumelf

Montag, Januar 9th, 2012

Fußball ist kein Wunschkonzert. Die Ergebnisse kann man nicht beim Fußballgott bestellen, der Gegner will immer gegen uns gewinnen und man kann den Verantwortlichen des Vereins nicht vorschreiben, welche Spieler gekauft und verkauft werden sollen. Wenn es aber so wäre, was würde ich dann machen?

Ich bin seit der Saison 1987/1988 HSV Fan. Ab da so erst richtig, mit allem drum und dran. Vorher habe ich natürlich immer Sportschau geguckt, Europapokalabende mit der gesamten Familie gehörten ebenfalls dazu. Ich habe also das Finale in Athen 1983 gesehen und kann mich an das Tor von Felix Magath sowie das Zittern meiner Mutter bis zum Schlußpfiff erinnern.

Aber seit 1987 bin ich HSV Fan durch und durch.

Seit der Saison standen beim HSV 292 Spieler unter Vertrag (Daten von fussballdaten.de bis zur Saison 2011/2012). 25 Torwarte, 83 Abwehrspieler, 105 Mittelfeldspieler und 79 Angreifer.

Davon haben 249 mindestens ein Bundesligaspiel gemacht. (16 Torwarte, 70 Abwehrspieler, 89 Mittelfeldspieler, 74 Angreifer). Es wurden 1178 Tore (19 Torwarte, 147 Abwehrspieler, 428 Mittelfeldspieler, 584 Angreifer) geschossen.

Aus 47 Nationen stammen die Spieler. 170 aus Deutschland, 10 immerhin aus den Niederlanden und jeweils 8 aus Polen und Dänemark, um mal die Top3 zu nennen.

Ich will nicht sagen, daß ich mich an alle 249 erinnere, oder gar behaupten ich habe alle mal spielen sehen (erst seit meinem 15. Lebensjahr bin ich dann überhaupt ins Volksparkstadion gegangen. Dann aber immer regelmässig, da die Dauerkarte für Schüler sich besser rechnete als Einzeltickets zu kaufen. Es gab auch eine Fußballpause bei mir, die damit begründet war, daß ich das ganze rechte Gesocks in der Westkurve nicht mehr ertragen konnte. Erst mit dem Neubau der Arena ging ich wieder zum Fußball. Aber das ist eine andere Geschichte), aber einige davon ganz bestimmt.

An einige kann ich mich so überhaupt nicht erinnern (Özkan Gümüs, Ralph Jester, Thorsten Kohn, Tibor Nadj, Dirk Wojewsky, Jean Carlos Dondé, Marko Kück, Oliver Möller, Torsten Fröhling: Alle ein Spiel in dieser langen Zeit. Kennt die denn jemand?) andere werde ich nie vergessen (Dietmar Beiersdorfer, Ditmar Jakobs, Harald ‚Lumpi‘ Spörl, Bernd Hollerbach, Collin Benjamin, Jan Furtok, Sergej Barbarez, Karsten Bäron, ich höre lieber auf, Valdas Ivanauskas, … Schluß jetzt!).

Noch ein paar letzte Zahlen, bevor ich zum eigentlichen Ansinnen dieses Blogposts komme. Es werden dargestellt die Spieler mit den meisten Spielen, Toren, Vorlagen, Scorerpunkten, gelben, gelb-roten und roten Karten. Bekannte, wenig überraschende Name

Keine großen Überraschungen in den Tabellen. Bei den Anzahl der Spielen sagt mir Jürgen Hartmann so gar nichts. Warum nur? Bei den Toren hätte ich Bäron nicht so weit vorne gesehen. Und Mehdi hat die meisten Vorlagen? Huch. Das Barbarez ein guter Spieler war ist mir klar gewesen, die Scorerliste führt er daher an. Aber 52 Scorerpunkte von Piotr Trochowski? Wann hat er die denn gemacht. Hollerbach führt die Gelbe Karten Liste an. Doh!

Überraschender wird es bei den Toren pro Spiel. Da tauchen dann Spieler auf, die ich nicht erwartet hätte. Ich meine, Manni Kastl? Im ernst?
Hier die ersten 10:

Und spannend auch die Vorlagen pro Spiel.
Die ersten 12:

Die Datenbasis gibt es hier zur Ansicht.

Ich habe in den Listen alle Spiele seit der Saison 1987/1988 gezählt. Hat also ein Spieler schon vorher Spiele/Tore/Vorlagen für den HSV produziert, so fließen die Daten nicht in die Statistik mit ein. Es geht ja um meine Traumelf, nicht um die HSV Traumelf aller.

Aber nun endlich genug mit den Zahlenspielen, kommen wir zum eigentlichen Thema. Wäre es nicht schön, man könnte sich seine Mannschaft mal selbst zusammen bauen. Einfach die Spieler nehmen, die man gerne auf dem Platz gesehen hat, denen man am liebsten zugejubelt hat, deren Grätschen, Tore, Paraden einfach am eindringlichsten in Erinnerung geblieben sind?

Wo wenn nicht in meinem Blog habe ich dazu die Möglichkeit?

Also hier die Aufgabe: Stelle deine Traumelf zusammen aus den Spielern, die in den Jahren deine Fanzugehörigkeit auf dem Platz standen. Da sind zwei wichtige Bedingungen genannt: Seit dem ich Fan bin und die mal gespielt haben. Uwe Seeler fällt also weg. Bei mir. Bin ja erst seit 1987 dabei.

Torwart

Uli Stein
Wer sonst? Mein Lieblingstorwart. Wer der Kobra eins vorm Latz gibt, der darf bei mir das Tor hüten.

Auf der Bank sitzt Jörg Butt. 19 Tore von ihm. Die „Butt, Butt, Butt“ Rufe hallen immer noch in meinem Ohr. Frank Rost ist dann der dritte Torwart. Unangenehm aber immer ehrlich.

Besonderheit: Mein erster Torwart war Mladen Pralja. Noch Fragen?

Abwehr

Ziemlich oldschool
Ditmar Jakobs
Ich habe Rotz und Wasser geheult am 20.09.1989! Ein jähes Ende einer tollen Karriere. Harter aber fairer Spieler.

Nico-Jan Hoogma
Der Fels in der Brandung, stabil, ruhig, sympathisch. Unser Kapitän.

Carsten Kober
„Wer ist kein Zarter, sondern ein ganz schön grober? Carsten, Carsten, Kober“

Manfred Kaltz
Der Bananen-Flnaken-Manni. Ich habe seine beste Zeit nicht mit erlebt, aber die Saisons, die ich erlebt habe, reichen locker für die Startelf!

Auf der Bank: Dietmar Beiersdorfer. Auch sein Wechsel an die Weser konnte meine Meinung über ihn nicht ändern. Bastian Reinhardt immer als dritter IV verpflichtet und bezahlt, gespielt hat er aber 132 Spiele! Seine ehrliche Aussage zu seiner Ablehnung des letzten Spielervertrages beim HSV haben mir imponiert. Basti-Fantasti. Stefan Schnoor, unauffällig, ehrlicher Typ. Ruhepol in einer unruhigen Zeit. Tomas Ujfalusi habe ich viele Tränen nachgweint, nach seinem Wechsel nach Italien fristete er aber eher einem Nomadendasein. Jede Saison im Europapokal taucht er bei irgendeinem Gegner als Spieler auf.

Besondere Anmerkungen
Ich habe Guuuuy geschrieben, war aber nie ein Atouba Fan. Joris war solide, aber bleibt mir nicht so in Erinnerung. Was macht eigentlich René Klingbeil? Vincent Kompany hätte ich gerne länger bei uns gesehen, aber wenn die Scheichs mit Geldscheinen wedeln… Und das der Papst (Pawel Wojtala) mal bei uns für 20 Spiele auf dem Platz stand, habe ich verdrängt. Reto Ziegler war doch mal eine Geheimtipp, oder irre ich?

Mittelfeld

Puh, vier Spieler auswählen fällt mir da echt nicht leicht. So viele, die ich gemocht habe (Paule Beinleich, Letchkov, Okonski). Aber hier die starting four:

Bernd Hollerbach
Eisenhart. Ich glaube gefühlt hat er schon in den ersten 15 Minuten in jedem Spiel ein gelbe Karte bekommen. Um mal eine Ansage zu machen. Fussballerisch limitiert, dafür aber mit großem Herz und viel Einsatz.
Weicht Felix Magath nicht mehr von der Seite. Ich glaube ja, daß alle neuen Spieler im Kader von Magath erstmal eine Hollerbachgrätsche persönlich abbekommen. Wer die überlebt, der darf bleiben.
Der Spieler mit den meisten gelben Karten in meiner aktiven Fanzeit.

Stig Töfting
Ein Däne muss in der ersten Elf stehen. Ich habe Stig als positiv Fußballverrückten im Gedächtnis behalten. Immer volle Pulle, immer voll drauf, immer alles geben.
Die Tradition der dänischen Spieler beim HSV endete mit Gravgaard. Schade. Die Reisebusse aus Dänemark vor dem Stadion gehörten für mich immer dazu.

Rodolfo Cardoso
Es war der 13.11.1996, es steht 1:1 im DFB Pokal Viertelfinale gegen den VfL Bochum. Ein Raunen geht durch die alte Betonschüssel: Cardoso macht sich warm. Wir flüstern es uns zu, keiner will es zu laut aussprechen. Dann kommt die 71. Minute, Brazzo geht, Cardoso kommt. Wenn Cardoso auf dem Platz ist, ist die Elganz wieder da. Und es kommt wie es kommen muß: in der 82. Minute schießt er das erlösende 2:1. Der Jubel war unbeschreiblich. Kennt ihr das, wenn man vorher so ein Kribbeln im Bauch hat, weil man weiß, daß jetzt was passiert? Es war mein besonderer Moment mit dem HSV und mit Cardoso. Ich werde ihn nie vergessen!

Uwe Bein
Denk ich an den tödlichen Paß, denke ich an Uwe Bein. So einer fehlt uns heute. So einen hatten wir dann auch lange Zeit nicht mehr in unseren Reihen. Auch daß er nach uns zur Eintracht wechselte, nahm ich ihm nie übel. Bleibt ja in der Familie. Ein verkannter Spieler.

Auf der Bank: Kein Mittelfeld für mich ohne Thomas Eduardo Rincon. Erinnert ihr euch noch, wann er gekommen ist? Der Schlußverkauf, damals im Winter 2009. Er erkämpfte sich seinen Vertrag und nun ist er aus unserer Mannschaft nicht mehr weg zu denken. Beispiel? Hier
Deswegen rufe ich bei der Aufstellung immer nach seinem Namen: Fußballgott! Wer darf nicht fehlen? Klar, Harald ‚Lumpi‘ Spörl. Der Spieler, den ich am meisten hätte sehen müssen. In meiner HSV Zeit hatte er 321 Spiel. David Jarolim gehört auch dazu. 243 Spiele derzeit für mich. Ich hoffe, er bleibt. Thomas von Heesen kam bei mir immer gleich nach Uwe Bein. Ich mochte seine dynamische Art Fußball zu spielen. Zu Collin Benjamin brauche ich nicht mehr viel schreiben. Wer aus dem Kader gestrichen wird ausgerechnet im Stadtderby und dann mit seinen Freunden in die Nordtribüne geht um das Spiel zu verfolgen, der hat einfach mein Herz gewonnen! Raphael Wicky war so auch so einer. Hat nie geklagt, obwohl zur neuen Saison Spieler für seine Position neu verpflichtet wurden und hatte in meiner Zeit trotzdem 126 Spiele. Nigel de Jong und Rafael van der Vaart gehören auch dazu. Wobei letzterer nach den Vorfällen um Valencia bei mir verschissen hat. Aber fussballerisch war er ein großer HSVer. Nigel hat uns 20 Mio. Euro gebracht, obwohl er im Sommer nur 1,5 Mio. gekostet hätte. Großes Tennis.

Besondere Anmerkungen: Ich habe auch die schlechten Seiten erfahren dürfen! Beispiele? Marcel Ndjeng, Anton Putsila, Albert „Isch hab Vertrrach, isch sitz das aus!“ Streit, der ewig verliehene Cristian Raul Ledesma und die letzte brasilianische Topverpflichtung: Thiago Neves. Also kommt mir nicht krumm!

Angriff

Sergej Barbarez
Der Sergej, immer lässig, immer ein Hackentrick auf Lager. Gibt es eine Statistik, wie oft er bei uns ins Abseits gelauf… ich meine im Abseits stand. Wir haben gezetert und geschimpft und uns den Arsch weggefreut, wenn er ein Tor geschossen hat. Es waren 65, so viele wie keiner in meiner HSV Fanzeit.

Thomas Doll
Er war nur eine Saison dabei und hat uns gleich den Arsch gerettet. Nicht durch seine Tore, sondern durch seinen Verkauf an Lazio Rom. Deswegen bleibe ich ihm immer dankbar, wir wären damals sonst schlichtweg pleite gewesen.

Auf der Bank: Meeeeeeeeehdi Mahdavikia. Klar. Jan Furtok war der erste Topstürmer, an den ich mich erinnere. Karsten Bäron konnte die Gegner schwindelig dribbeln, wenn er dann aber den Kopf hoch nahm, sah er, daß er an der Eckfahne stand. Viel zu schnelles Ende der Karriere des Langen. Paolo Guerrero, die peruanische Diva. Wie wertvoll er ist, sehen wir immer, wenn Mladen Petric, unser derzeit bester Fußballer, mal verletzt ist. Anthony Yeboah, wer könnte je sein Nicht-Tor vergessen.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=uAsODrbYYdU&feature=youtu.be]

Deswegen bleibt er aber nicht in meinen Erinnerungen, sondern weil er ein toller Stürmer war. Genauso wie Valdas Ivanauskas, der weniger elegant, sondern eher der Typ Brecher war. Hängen die Ivan Fahnen noch in der Kurve? Muß ich mal drauf achten. Bei Mladen Petric brauchen wir nicht diskutieren, spielt er noch 3 Jahre bei uns, wird er Barbarez in der Torschützenliste einholen. Bernardo Romeo, ja, genau! Die beste Torquote! Wer hätte das gedacht. Im heutigem, mordernen Fußball wohl aber nur als Joker zu gebrauchen. Erik Meijer hingegen traf nicht viel, aber schnell die Herzen der Fans. Benjamin Lauth. Keine Bank ohne Benny Lauth. Ich habe so viel auf ihn gesetzt und er hat mich so enttäuscht. Immer wieder. Trotzdem will ich ihn dabei haben. Ist ja meine Liste. Ivica Olic hat sein Sauerstoffzelt nach München verfrachtet. Ich mochte ihn, mag ihn immer noch. Ruud van Nistelrooy hat bei uns gespielt. Bei uns! Ich finde das immern noch unglaublich toll.

Trainer

Nun habt ihr mich. Wer soll denn auf der Bank sitzen? Der glücklose Josip Skoblar? Oder Willi Reimann, an den ich mich so gar nicht erinnere? Gerd-Volcker Schock, der mir immer wie ein böser Brummbär vorkam? Egon Coordes vielleicht? Der war nur 6 Monate bei uns. Benno Möhlmann, den ich immer für unterschätzt hielt, aber eines besseren belehrt wurde? Felix Magath, der ewige Held, der bei uns als Trainer noch zu grün war? Der 1 Monats Ralf Schehr? Frank Pagelsdorf dann schon eher. Ich mochte seine Aussage: Auswärts bei Bayern spiele ich auch mit drei Stürmern, warum sollte ich das ändern? Holger Hieronymus war nur 15 Tage im Amt, kommt auch nicht in Frage. Kurt Jara? JARA RAUS! Klaus Toppmöller mit dem Trenchcoat. Der Fußball war plötzlich wieder toll. Thomas Doll, der vor lauter Kühe umschubsen vergaß die Mannschaft richtig einzustellen? Huub Stevens, der Glück hatte, daß unser Kader gerade in seiner Zeit sehr stark besetzt war? Martin Jol hatte was. Leider auch nur für ein Jahr. Bruno „Du hast die Haare schön“ Labbadia? Nein, danke für nichts! Ricardo Moniz wird wohl nie ein guter Trainer werden. Armin „lustlos“ Veh? Michael „ich habe kein Plan“ Oenning? Rodolfo Cardoso kann es mal werden, das braucht aber noch Zeit. Und eine Anmeldung zum Trainerlehrgang. Oder doch Frank Arnesen? Thorsten Fink gar?

So richtig hängen blieb dann keiner. Aber einer muß ja auf die Bank. Also nehme ich Thorsten Fink. In ihn und Frank Arnesen setze ich mein vollstes Vertrauen, sie haben die Zukunft meines HSV in der Hand.

Wer der Masseur ist, sollte wohl allen klar sein: Hermann Rieger!
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In diesem Sinne: Nur der HSV!

[Update]
Das gab es alles schon mal nur auf gelsenkirchisch: Hier gefunden bei blogundweiss.de
Sonst noch jemand?

[Update2]
Hier einige Traumelf Tweets einiger meiner Follower