Der nächste Gegner, der Kamke und ich

Am Freitag geht es gegen den VfB Stuttgart. Wir haben einen neuen Trainer an der Seitenlinie, der Gegner einen alten von uns. Das nächste Spiel entscheidet nicht die Saison, aber es wird doch zeigen, ob die Spieler mehr können, als sie in den letzten Spielen gezeigt haben. Hinter dem Trainer, dem nicht vorhandenem Systen oder dem fehlenden Konzept kann sich nun niemand mehr verstecken.

Ich habe heinzkamke von angedacht ein paar Fragen zum nächsten Spiel gestellt. Wie immer sind hier verlinkte Blogs eine Leseempfehlung!

1. Nach zwei Niederlagen in Folge nun zwei Siege. Wie bewertest du die ersten 6 Spiele in der Bundesliga?

Vor der Saison hatte ich gesagt, ich sei zufrieden, wenn man sich als VfB-Anhänger im Lauf des Spieljahres zu keinem Zeitpunkt mit Abstiegsszenarien befassen müsse.

Nach dem vierten Spieltag schien kurz eine andere Entwicklung zu drohen, die aber mit den jüngsten Siegen zunächst einmal abgewendet werden konnte. Vor diesem

Hintergrund gibt es keine Alternative zu: ich bin zufrieden.

2. Warum wird diese Hinrunde so ganz anders als die letzten?

In erster Linie wird sie deshalb anders sein, weil der Trainer am ersten und am siebzehnten Spieltag den gleichen Namen trägt. Weil er solide, gute Arbeit leistet. Ob sie sehr gut ist, weiß ich noch nicht so recht. Der Klassenerhalt war angesichts der damaligen Hinrunde eine herausragende Leistung aller Beteiligten, aber das ist Vergangenheit, die Situation ist eine gänzlich neue. Der VfB präsentiert sich heute anders als in der Rückrunde, andere Protagonisten prägen das Spiel, der damals überragende Hajnal tut sich schwer.

Die Defensive wirkt im Gegensatz zum Vorjahr stabil und gefestigt. In der Offensive ist man – dieser Eindruck ist insbesondere dem jüngsten Auftritt in Freiburg geschuldet – effektiver, und gewinnt so auch eher einmal, ohne zu glänzen, was wichtig ist. Ob zudem die zahlreichen Wortmeldungen, die Mannschaft sei fitter als unter Christian Gross und habe weniger mit internen Problemen verschiedenster Art zu kämpfen, kann ich nicht oder nur mittelbar beurteilen. Es spricht aber bisher wenig für das Gegenteil.

3. Ich mag Bruno Labbadia nicht, wie sieht es bei dir aus? Ist der Trainer bei euch angekommen?

Ich mochte Bruno Labbadia als Spieler, und ich mochte das Offensivspiel, das einige der von ihm trainierten Mannschaften an den Tag legten. Beim VfB ist das bisher noch nicht sehr ausgeprägt zu erkennen, was ich zwar bedaure, aber mit Blick auf den Trainer insofern positiv bewerte, als er offensichtlich bereit war, von alten Mustern abzuweichen, um das Nötige für den Stuttgarter Klassenerhalt zu tun. Insofern ist er schon damals sehr rasch hier angekommen.

Wie sich die Spielweise in der neuen Runde entwickelt, werden wir sehen, und ob sich der andernorts stets zu beobachtende Abnutzungseffekt bei Labbadia ebenso rasch und augenscheinlich einstellt wie in Leverkusen und Hamburg, wird man sehen. Bisher habe ich aber keinen Grund, ihn zu erwarten. Was nicht heißt, dass es an Labbadia nichts zu kritisieren gäbe. Seine Einwechslungen sind mitunter verwunderlich, seine Festhalten an einzelnen Spielern gelegentlich, nun ja, überraschend, und seine Interviews nicht selten dröge (was nichts mit des sportlichen Bewertung im engeren Sinn zu tun hat, aber Abbild der ihm an früheren Wirkungsstätten wohl nachgesagten Pedanterie sein mag). Für die Rückrunde war die von ihm ausgestrahlte Ruhe und Sachlichkeit indes optimal.

4. Unsere Auswärtsbilanz bei euch mit 12S/10U/24N sieht nicht sehr gut aus. Gehst du optimistisch ins Spiel und machst dir keine Sorgen um euren Heimsieg?

Seit langer Zeit liegt bei mir ein zur Hälfte (na ja, sagen wir zu einem Viertel) fertiger Blogbeitrag mit dem Arbeitstitel „Typisch [bitte Verein einfügen]“ auf Halde. Hintergrund sind die immer wiederkehrenden Äußerungen von Fans, deren Verein grade gegen einen Abstiegskandidaten oder den aktuellen Tabellenletzten verloren hat, der diesem als Aufbaugegner diente und selbst die Chance verpasst hat, Boden auf die Spitze gut zu machen. „Das ist doch mal wieder typisch für uns!“ heißt es dann, und mich würde interessieren, für wen solche Niederlagen denn wirklich typisch sind.

Ob der VfB tatsächlich eine Spitzenposition in dieser Statistik einnimmt, werde ich vielleicht irgendwann objektiv sagen können. Subjektiv würde es mich keineswegs überraschen, wenn man am Freitag („wieder einmal“) dem fast schon ein wenig abgeschlagenen Tabellenletzten den ersten Saisonsieg ermöglichte – zumal die Sache mit den neuen Besen und der Unberechenbarkeit nach dem Trainerwechsel und sich anbietenden Spielern und so weiter ja nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist.

Dessen ungeachtet bin ich positiv gestimmt. Das solide Spiel des VfB lässt kein Feuerwerk erwarten, aber auch keinen Einbruch. Hinten wird man stabil stehen, vorne wird irgendwann auch Cacau wieder einmal treffen, und die HSV-Abwehr taugt als Drohkulisse nur bedingt. Zudem habe ich diese Saison im Stadion bisher nur Siege erlebt.

5. Wie ist dein Bild vom HSV?

Grundsätzlich ist mein Bild vom HSV ein offensichtlich und immer wieder zu Positives. Wenn ich zurückblicke, habe ich so oft gesagt, dass der HSV „diese Saison ein Wörtchen mitreden“ könnte, und er wurde dem viel zu selten gerecht. Aber wir wollen ja keine historischen Betrachtungen anstellen. Dass die laufende Spielzeit kein Selbstläufer würde, war abzusehen; dass man allerdings so schwer hineinfindet, hätte ich nicht erwartet. Frank Arnesens Einkaufspolitik kann noch nicht als sonderlich kreativ gelten, Michael Oenning hat die Herkulesaufgabe, ein funktionierendes Gefüge zu erstellen, nicht gepackt, und irgendwie wirkt die Mannschaft auf mich reichlich nichtssagend – was in den letzten 30 Jahren bei mir nur selten der Fall war.

6. Bei euch ist ja zumindest im Aufsichtsrat einiges los. Wie stehst du zu Dieter Hundt?

Tja, wie finde ich Dieter Hundt? Anachronistisch, irgendwie. Dann auch wieder nicht: schließlich haben wir bei allen gegenläufigen Trend noch immer genügend Patriarchen (andernorts Oligarchen) im Fußballgeschäft.

Er ist machtbewusst und lässt sich für meinen Geschmack zu gerne in der Öffentlichkeit zu sportlichen oder vereinspolitischen Themen zitieren. Vielleicht ist das heute auch gar nicht mehr so ausgeprägt der Fall wie zu jener Zeit, als er Armin Veh als Interimslösung präsentierte und fast demontiert hätte – bei mir wirkt das noch immer nach. Er äußert sich mitunter widersprüchlich zu seiner eigenen Rolle, ging despektierlich mit den Transparenzbestrebungen der Anhänger um und konnte den Eindruck nicht zerstreuen, er wolle einen Präsidenten sozusagen von Hundts Gnaden installieren.

Vielleicht bleibe ich doch bei anachronistisch.

Danke an heinzkamke für die Zeit!

In diesem Sinne: Nur der HSV!

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One Response to “Der nächste Gegner, der Kamke und ich”

  1. […] vor Augen führt, was einen Vereinsblogger noch so ausmacht. Dort drüben habe ich seine Fragen zum VfB beantwortet, seine bemerkenswert ausführlichen Antworten auf die meinigen folgen […]